Votivbilder Mariazell

Jahr
1993–2012
Ort
Basilika Mariazell
Auftraggeber
Benediktinersuperiorat Mariazell
Auftrag
Restaurierung und Hängung der Votivbilder
Team
Dr. Heidelinde Fell, Iris Gallhofer, Mag. Gundula Reiner, Uli Kaspret u. a.
Mariazell beherbergt mit etwa 2.500 Votivbilder die größte derartige Sammlung in Österreich. Sie dokumentieren eindrucksvoll die individuellen Beweggründe für die Spende und stellen ein kulturhistorisch wichtiges Quellenmaterial dar. Da diese Bilder keinen hohen materiellen Wert darstellten, wurden sie in der Vergangenheit nicht restauriert, sondern bei Verschmutzung oder Beschädigung entsorgt. So stammt der überwiegende Teil der Mariazeller Votivgemälde aus dem 19. bzw. 20. Jh. und es sind nur wenige aus der Zeit vor Josephinismus und dem großem Brand erhalten.

Nun wurden diese in unterschiedlichsten Techniken gefertigten Bilder, nach Jahren der Zwischenlagerung, einer erstmaligen Inventarisierung und wissenschaftlichen Bearbeitung, in dichtest möglicher Art und Weise wieder an jene Orte aufgehängt für die sie bestimmt waren – die Emporen und Türmen der Basilika. Dort sind jetzt so viele Votivgaben zu sehen wie bisher noch nie. Viele Bilder wurden unter dicken Schmutz- und Staubschichten auf den Dachböden gefunden oder lehnten stapelweise an feuchten Wänden und in Mauernischen.

Viele, aber nicht alle dieser Bilder wurden in den vergangenen Jahren von Erika Thümmel und ihren Mitarbeiterinnen restauriert. Ein Teil davon durch die Übernahme von Patenschaften. Vor Ort oder mit Hilfe einer Datenbank können schadhafte Bilder ausgesucht werden und alle notwendigen konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen getroffen werden.


Exemplarisch die Restaurierung eines Mariazeller Votivbild von 1866:

Öl/Leinwand
Zierrahmen: profilierte Holzleiste, versilbert (Waschgold – glanz und matt)
Eckappliken aus Metall
Auftraggeber: Benediktiner Superiorat Mariazell
Durchführungszeitraum: 2005


Zustand vor Restaurierung
  • Insgesamt sehr schlechter Zustand
  • Oberfläche stark verunreinigt (Rußablagerungen an der Bildseite)
  • Unterer Bereich, Schriftteil: große Löcher im Bildträger, völlig übermalt, Malschicht sehr instabil
  • Die gesamte Bildfläche ist bekritzelt, zum Teil verbunden mit Abplatzungen der obersten Schicht der Malschicht durch den Druck von Bleistift bzw. Kugelschreiber
  • Zierrahmen
  • Rahmen stark sehr verschmutzt
  • Zahlreiche kleinere mechanische Beschädigungen
  • Die Eckappliken aus Metall sind beschädigt und fehlen teilweise; an der linken Ecke oben fehlt sie ganz. Gehrungen verzogen und geöffnet.

Durchgeführte restauratorische und konservatorische Maßnahmen
  • Entrahmen des Gemäldes
  • Festigung der Malschicht insbesondere im Schriftteil, aber auch an anderen Bereichen des Gemäldes
  • Reinigung der Malschicht und der Bildrückseite
  • Öffnen des Keilrahmens im unteren Bereich und Einstücken von Leinwand in Fehlstelle
  • Lochverklebung mit Textilschweißpulver und Heiznadel, Randdoublierung
  • Neuerliches Aufspannen des Bildes und Erneuern der Keile
  • Abnahme der Übermalungen im Schriftbereich
  • Konturgenaues Verkitten der vielen Fehlstellen
  • Firnisauftrag und umfangreiche konturgenaue Retuschen mit Mussini Harzölfarben
  • Ergänzen der Schrift soweit dies ohne Spekulationen möglich war
  • Reinigung des Zierrahmen
  • Verkitten der Fehlstellen des Zierrahmens
  • Retusche der Fehlstellen des Zierrahmens
  • Neuerliche Montage des Bildes im Zierrahmen

Dipl. Restauratorin



Atelier für:

Restaurierung von Gemälden, Tafelbildern,
gefassten Holzskulpturen, Zierrahmen und Vergoldungen

Konservatorische Gutachten und Befundungen, Objektmontage und Ausstellungsaufbau

Ausstellungsgestaltung, Museumsgestaltung, künstlerische Installationen
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